Darf ich Ihnen helfen? Vorsicht: Frau im Autohaus
In meinem bisherigen Leben habe ich insgesamt sechs eigene Autos besessen und viele verschiedene Fahrzeuge von Freunden oder Geschäftspartnern gefahren. Vom Trabbi, über diverse kleine Franzosen, bis hin zu Opel, Ford und Benz war alles dabei. Selbst hinter dem Lenkrad von VW-Bus und Mercedes-Transporter habe ich bereits gesessen. Ich fahre seit über 20 Jahren unfallfrei. Abgesehen von ein paar Kratzern, für die selbstverständlich immer die Anderen verantwortlich waren. Manchmal auch die Kupplung, der falsche Gang oder sonstige schwer einschätzbare Widrigkeiten, die ich mir als Frau nun wirklich nicht alle merken kann.
Die Farbe eines Autos ist mir übrigens völlig egal, nur pink sollte es nicht sein. Mein aktuelles Gefährt ist ein montrealblauer Renault Kangoo, den ich als Jahreswagen beim Fachhändler gekauft habe und der inzwischen neun Jahre und 150.000 Kilometer auf der buckeligen Haube hat. Ein Familienauto für unsere Patchwork-Familie mit damals zwei Halbwüchsigen und zwei Schulanfängern war dringend notwendig. Die männlichen Leser werden jetzt gequält aufheulen, denn für diese Familienkutsche musste die alte Corvette meines Freundes weichen. Ich glaube, er trauert dem Wagen immer noch nach, denn er horcht beim Klang eines jeden V8-Motors auf und schaut nach, ob es sich vielleicht um seinen C4 handelt.
Was erwartet eine Frau von einem Autoverkäufer?
Ich habe keine Ahnung, wie sich ein Autohändler eine typische Kundin vorstellt und ob Autoverkäufer speziell geschult werden. Wenn weibliche Kunden tatsächlich in Kategorien eingeteilt werden, um sich besser auf sie einzustellen, dann möchte ich meine Kategorie gar nicht wissen. Ich gehöre bestimmt zu den schwierigen Autokäuferinnen. Denn ich weiß genau, was ich will – kann es nur nicht erklären. Außerdem fahre ich besser als die meisten Männer und parke natürlich auch besser als diese ein. Von wegen: Frau hinterm Steuer – ungeheuer. Wer jetzt denkt, dass ich auch im Straßenverkehr fluche, den muss ich enttäuschen, denn ich gehöre zu den höflichen Verkehrsteilnehmern, fahre vorausschauend und umsichtig, nur manchmal etwas zu schnell.
In der Frankfurter Rundschau ist nachzulesen, dass der Autokauf längst keine Männersache mehr ist und sich das Kaufverhalten in den vergangenen Jahren grundlegend geändert hat. Jetzt kaufen die Frauen das Fahrzeug und legen bei den Preisverhandlungen ein knallhartes Geschäftsgebaren an den Tag. Das kann ich bestätigen, denn meinen Kangoo habe ich damals um 3.000 Euro heruntergehandelt und dem Autohaus obendrein meinen geliebten Twingo mit Motorschaden in Rechnung gestellt, der tatsächlich nur noch für den Schrottplatz taugte. Ich fühlte mich als Gewinnerin und war rundum zufrieden. Ob ich den Autohändler überrumpelt habe oder ob er mich von Anfang an richtig eingeschätzt und einfach den Preis höher angesetzt hat, kann ich heute nicht mehr beurteilen. Ich hoffe es für ihn.
Warum sind Autoverkäufer eigentlich immer männlich?
Das würde mich wirklich interessieren. Können Frauen keine Autos verkaufen oder wird ihnen die Kompetenz abgesprochen? Am Empfang und im Büro ist hingegen das weibliche Geschlecht deutlich in der Überzahl. Ich bin nun wirklich kein gutes Beispiel, denn ich passe weder an den Empfang noch in die Autohalle und wäre aufgrund technischen Unvermögens auch in der Werkstatt fehl am Platz.
Was ich als Frau von einem Autoverkäufer erwarte
Ich würde einen potentiellen Käufer taxieren und nach seinem Alter und Auftreten beurteilen. Dann würde ich ihm ein Fahrzeug empfehlen, dass schön aussieht, farblich zu seinem Kleidungsstil passt und ansonsten praktischerweise und mit angemessener Geschwindigkeit von A nach B fährt. Zuvor würde ich den Kunden in ein angenehmes Gespräch verwickeln, ihm vermitteln, dass er ein extrem wichtiger Mensch ist und eventuell etwas flirten, wenn es sich um einen attraktiven Mann handelt. Ich bin gefeuert, noch bevor ich angefangen habe? Dachte ich mir. Doch was erwarte ich eigentlich als Frau von einem Autoverkäufer? Ich erwarte tatsächlich einen Mann. Von einer Frau würde ich persönlich kein Auto kaufen, es sei denn wir verstünden uns auf Anhieb und hätten die gleiche Wellenlänge. Von einem männlichen Autoverkäufer möchte ich, dass er mich als Kundin ernst nimmt, obwohl ich offensichtlich keine Ahnung von Autos habe. Ein absolutes NoGo wäre für mich die Frage, ob mein Partner noch dazukommt.
Wer will denn das Auto kaufen – er oder ich? Auch wenn eine Dame völlig unbedarft wirkt – mit Sicherheit hat sie sich im Vorfeld genau über ihr Wunschauto informiert und sich bei einem Fachmann aus ihrem Bekanntenkreis Rat geholt. Unterschätze als Autoverkäufer niemals eine Frau als Käuferin! Als potentielle Kundin interessiert es mich nicht, wie schnell der Wagen von Null auf Hundert tourt oder dass die PS theoretisch für 250 km/h reichen. Ein überfrachtetes Cockpit braucht mir niemand schmackhaft machen, denn ich möchte Auto fahren, nicht Flugzeug fliegen. Technische Daten will ich ebenfalls nicht vom Verkäufer hören, denn die habe ich vorab verglichen oder vergleichen lassen und umgehend wieder vergessen.
Runde Formen mag ich persönlich lieber als eckige. Vermutlich wirken deshalb die meisten typischen Frauenautos so schön knuffig. Twingo, Ford Ka, Mini und Cactus sind Beispiele für optisch ansprechende Autos, die von Frauen geliebt werden. Klein aber fein muss der Wagen sein, gut im Stadtverkehr und auf der Autobahn fahren und natürlich in jede Parklücke passen. Was mich außerdem interessiert: Sicherheit, ein niedriger Spritverbrauch, ein selbsterklärendes Handling, eine nette Innenausstattung, ein geräumiger Kofferraum für die Einkäufe – und natürlich ein guter Preis. Schließlich soll noch genügend Geld für den Friseur, für ein neues Outfit und ein paar neue Schuhe übrig bleiben. Die Gesundheitstreter sind nämlich nur Tarnung.
Anmerkung der Redaktion: Na das war ja ein sensationeller Bericht von Claudia Göpel. Wir sagen vielen Dank für diesen redaktionellen Beitrag. Wunderbar geschrieben und wieder was gelernt. Der gutaussehende Kundenberater ganz oben ist übrigens unser Alexander Müller, zuständig für Maserati.